Das Interview Format «deep dive» soll euch eine intime und bisher unbekannte Seite unserer Musiker präsentieren. Gerne laden wir euch ein in die Sphäre von Andrea Pfeifer von Alva Lün.
Künstlersein als Revolution. Wie stehst du zu diesem Statement? Zutreffend! Das Künstlerdasein an sich ist in unserer Gesellschaft bereits ein revolutionärer Akt. Menschen mit künstlerischem Wesen, welche sich bewusst dem Chaos hingeben müssen, um aus ihrer Kreativität schöpfen zu können, passen nicht in eine getaktete Leistungsgesellschaft. Das macht es auch so verdammt schwierig, von der Kunst leben zu können. Viele Künstler, die ich kenne, kämpfen ständig. Sie kämpfen ums Überleben, sie kämpfen darum, beachtet zu werden und darum, in dieser schnelllebigen Welt irgendwie ihre Spuren zu hinterlassen. Manche von ihnen nutzen diesen Kampf, um ihre besten Werke zu schaffen. Andere scheitern an der Welt. Und wieder andere verraten ihre Kunst und passen sie der Gunst des Publikums an. Ein Phänomen, welches wir die letzten Jahre gut beobachten konnten. Das finde ich etwas vom Traurigsten, was es gibt: wenn Kunst ihren revolutionären Charakter verliert.
Auf welche Werte stützt sich deine Musik? Auf Authentizität und Widersprüchlichkeit. Viele verbinden mit dem Namen «Alva Lün» etwas Elfenhaftes. Sie kennen die Geschichte meiner Nahtoderfahrung und wissen, dass mich dieses Erlebnis in spiritueller Hinsicht geprägt hat. Allerdings ist das nicht alles. Ich liebe es, sakrale Räume zu erforschen und mich mit etwas Höherem zu verbinden, aber ich rauche auch gerne, trinke Bier und liebe actiongeladene Sciencefictionfilme. In unserem Bandraum fallen ständig anzügliche Witze und derbe Sprüche - bis wir spielen. Denn dann betreten wir gemeinsam eine andere Welt und diese Welt ist uns heilig. Mir ist es wichtig, all diese Seiten in meine Musik zu integrieren und nichts zu heucheln. Es gibt Tage, da wache ich auf und bin dankbar für das Geschenk des Lebens. Und dann gibt es Tage, da wache ich auf und muss an den Satz des Duos Kid Kopphausen denken: «Jeder Tag ist ein Geschenk. Er ist nur scheiße verpackt."
In Worten deiner besten Freunde: Wie würden sie dich beschreiben? Sollte ich in Zukunft so etwas wie beste Freunde haben, frage ich sie. Tatsächlich fällt es mir schwer, Freundschaften aufzubauen. Ich fühle mich mit Menschen oft unwohl, ausser, wenn wir uns in einem Kontext treffen, in dem es um die Arbeit geht. Innerhalb von Projekten kann ich mich öffnen und Menschen an mich heranlassen, doch sobald die Projekte zu Ende sind, ziehe ich weiter. Ich bin nicht der Typ, der sich zum Kaffee verabredet, um zu plaudern - nur schon die Vorstellung ist absurd. Der einzige Mensch, der mich wirklich kennt, ist mein Lebensgefährte.
Mit welcher Superhelden oder Fantasie Rolle kannst du dich identifizieren und wieso? Der grösste Superheld ist und bleibt für mich Neo aus The Matrix. Ein Antiheld, der an sich zweifelt, unnahbar und verletzlich zugleich ist und irgendwann durch die totale Hingabe über sich hinaus wächst.
Welche übermenschliche Superkraft würdest du gerne haben und was würdest du damit anstellen? Ich würde mich gerne unsichtbar machen können. Ich hätte nie mehr Geldprobleme, könnte mich vogelfrei bewegen, könnte alles erreichen, was ich will und Gespräche von politischen Drahtziehehern in ihren Hinterzimmern belauschen. Das wäre ein Spass! Oder die Elemente beherrschen, das wäre an Coolness natürlich nicht zu überbieten.
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